Blinschleiche (Anguis fragilis)

© Klaus Volkmer
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Wichtige Merkmale:

bewegliche, verschließbare Augenlider
→ Kopf geht ansatzlos in den kreisrunden Rumpf über

→ glatte, glänzende Schuppen
→ Fußlose Schleiche

 

Der lateinische Name der Blindschleiche ist Anguis fragilis, was „zerbrechliche Schlange“ bedeutet. Das ist sehr irritierend, denn mit ihrem langen Körper sieht sie einer Schlange zwar ähnlich, ist aber eine beinlose Echse. Sie ist auch nicht blind, aber sehr zerbrechlich.

 

Blindschleichen bewegen sich langsamer als Schlangen und ihr Schlängeln wirkt steif und weniger agil. Zum Züngeln müssen sie das Maul leicht öffnen, denn anders als Schlangen besitzen sie keine Lücke in der Oberlippe.

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Grundfarbe:

Oberseite variiert zwischen braun, blaugrau oder gelblich gefärbt; glänzend auch in Bronze- oder Kupfertönen. Neben zeichnungslosen gibt es auch Exemplare, die einen feinen, dunklen Rückenmittelstreifen haben. Die Bauchseite ist beim Weibchen schwarz, schwarzgrau, beim Männchen gelblich, oft blaugrau gemustert. Ausgewachsene Tiere erreichen eine Gesamtlänge von bis zu 50 Zentimetern

 

Vorkommen:

Fast über das ganze Europäische Festland verbreitet - mit Ausnahme vom südlichen Iberien, Irland und dem hohen Norden.

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Lebensraum:

Sie bevorzugt Heidegebiete, teilent-wässerte Hochmoore und offene Laubwälder; aber sie fühlt sich auch auf Wiesen, in Parks und naturnahen Gärten wohl. Man findet sie an Wegrändern und Bahndämmen, unter Hecken, Steinen und Moospolstern, unter Baumstümpfen und sogar im Komposthaufen. Das liegt auch an ihrer versteckten Lebensweise.

 

Die harmlose Echse hat ihren Feinden wenig entgegenzusetzen. Sie beißt nicht einmal richtig zu. Stattdessen setzt sie auf Tarnung und ein Leben im Verborgenen. Die Zahl ihrer Fressfeinde ist groß: Zahlreiche Vogelarten und Säugetiere wie Igel, Dachs, Fuchs und Marder. Aber auch die Schlingnatter und Kreuzotter sind Fressfeinde. In Siedlungsgebieten stellen ihnen Hunde, Katzen und selbst Hühner nach.

Der größte Feind der Blindschleiche ist allerdings der Mensch, der ihren Lebensraum mit intensiver Land- und Forstwirtschaft zerstört, ihre Bestände durch das Ausbringen von Pestiziden und Schneckenkorn dezimiert.

 

Wird sie gefangen, versucht sie ihren Schwanz abzuwerfen. Möglich wird dies durch mehrere Sollbruchstellen. Dieser wächst alsbald wieder nach; allerdings nur als verkürzter Stumpf.

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Nahrung: Auf die Jagd geht sie in der Abenddämmerung und in den frühen Morgenstunden. Tagsüber versteckt sie sich meist, außer bei Regen. Leibspeise der Blindschleiche sind Regenwürmer und Nacktschnecken, aber auch Spinnen, Asseln und unbehaarte Raupen. Züngelnd nimmt sie Witterung auf, pirscht sich an ihr Opfer heran, packt es mit dem nach hinten gekrümmten Gebiss und verschluckt es im Ganzen.

Den Winter verbringen Blindschleichen in frostsicheren Erdlöchern, wo Gruppen von 5 bis 30 Tieren in Kältestarre auf den Frühling warten. Erst Anfang April wagen sie sich wieder ins Freie. Hat das Männchen ein Weibchen erobert, verbeißt es sich in dessen Nacken und paart sich mit ihm in einem mehrstündigen Kopulationsakt. Die befruchteten Eier trägt das Weibchen rund 14 Wochen aus. Sobald die Jungtiere voll entwickelt sind, platzt die Eischale und sie kommen in einer transparenten Membran (eilebendgebärend), die sie sogleich durchstoßen, zur Welt.

 

In mehreren Bundesländern steht die Schleiche inzwischen auf der Vorwarnliste oder gilt als gefährdet.

 

Die Blindschleiche, sowie alle in Deutschland vorkommenden Schlangen, stehen unter Naturschutz, deshalb darf man sie nicht stören, fangen oder töten.

 

Literaturquellen:

Steinbachs Naturführer „Lurche und Kriechtiere“

 

Bilder:

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